Ohne Verpackung

Verpackungsfreie Geschäfte öffnen in ganz Südtirol

Von Ines Plunger

Zuerst waren es nur zwei. Jetzt sprießen sie in ganz Südtirol aus dem Boden: Verpackungsfreie Läden. Neben von den acht Zero-Waste-Geschäften akzeptieren auch immer mehr konventionelle Lebensmittelgeschäfte in Südtirol, dass die Kunden ihre eigenen Mehrwegbehälter mitbringen, sagt Anna Zagler, führendes Mitglied der Facebook-Gruppe “ Zero Waste in Südtirol “.

Nachdem wir jahrelang Plastikflaschen, -beutel und -behälter in Mülldeponien und Flüssen abgeladen haben und Recycling gescheitert ist, haben Kunden heute immer öfter die Möglichkeit, auf Plastikverpackungen zu verzichten und damit die Abfallmenge, die in die Umwelt gelangt, drastisch zu verringern.

„Verpackungsabfälle sind eines der größten Umweltprobleme, die Südtirol in den Griff kriegen muss“, sagte Lukas Trenker, Kunde in vielen verpackungsfreien Geschäften und Biobauer, der sich um die Gesundheit seines Bodens sorgt. Er trifft bei der Arbeit auf dem Feld auf Plastiktüten, findet im Wald leere Lebensmittelbehälter und sammelt Nylonsäckchen, die achtlos neben seiner eigenen Wasserquelle auf den Boden geworfen wurden.

Mit der zunehmenden Anzahl von verpackungsfreien Geschäften ist der Preis für lose Waren gesunken, was bedeutet, dass sich mehr Menschen als je zuvor verpackungsfrei leisten können.

Neben den seit langem existierenden verpackungsfreien Läden wie Horvath in Bruneck, Spezialist für getrocknete Früchte und andere Backwaren, und der Mühle in Pflaurenz, die eine große Auswahl an Hülsenfrüchten, Müsli und Getreide anbietet, gibt es nun auch viele biologische und konventionelle Lebensmittelgeschäfte, die zumindest eine verpackungsfreie Ecke eingerichtet haben: Bio-Bazar in Bruneck, PUR in Brixen und Farinarium in Meran sind nur einige Beispiele. Diese Geschäfte bieten jetzt Trockenwaren wie Mehl, Nudeln und Müsli in Spendern an, während Obst und Gemüse bereits in fast jedem Lebensmittelgeschäft in der Region ohne Plastikfolie angeboten wird.

Elisabeth Brunner, Leiterin von „Umweltring“, einer lokalen Organisation, die sich für eine gesündere Umwelt einsetzt, erklärt, dass sich der größte Teil des Verpackungsabfalls in Küche und Bad ansammelt. Wenn jeder Bürger Lebensmittel in Mehrwegbehältern kauft und im Badezimmer mit DIY-Kosmetik experiment, kann er so die Abfallmenge, die er produziert, herunterschrauben.

Rosa, Inhaberin des gleichnamigen verpackungsfreien Ladens in Innichen, beschloss, ein Bistro mit integriertem Geschäft zu eröffnen, nachdem sie feststellte, dass sich in ihrem Haushalt innerhalb nur einer Woche zwei Taschen Nylon- und Plastikverpackungen angesammelt hatte, obwohl sie versucht hat, so wenig Verpackung wie möglich zu kaufen.

Neben dem Kauf loser Waren wie Nudeln, Hülsenfrüchte oder Reis verringert auch der Kauf von lokalen Produkten die Verpackungsmenge, da die umliegenden Bauern ihre Produkte – Milch, Eier, Obst und Gemüse oder Getreide und Mehl – direkt in den Laden liefern können, während Artikel aus weiter entfernten Regionen wegen des holprigen Transports besser verpackt werden müssen.

Marion Tribus, Inhaberin von „Unverpockt“ in Naturns, dem ersten offiziellen plastikfreien südtiroler Geschäft, kauft ihre Produkte bei lokalen Biobauern und kleinen Herstellern, um die Transportwege kurz zu halten.

Brunner bezieht ihr Obst und Gemüse auf dem Bauernmarkt in Bruneck, die von Mai bis Oktober immer freitags stattfinden. In den kälteren Monaten besorgen Kunden ihre frischen Produkte in Hofläden, die ebenfalls im ganzen Land sprießen: beinahe jede Gemeinde hat nun eine. Bernhard Feichter in Toblach bietet biodynamisches Getreide und Brot an, Huberhof in Völs Bio-Äpfel, Milch und Kartoffeln und Zeffer in Milland versorgt seine Kunden mit Marmelade und Honig.

„Um so viel wie möglich verpackungsfrei zu kaufen, muss man sich besser organisieren, weil nicht jeder Laden alles verkauft, was man braucht. Die Koordination lohnt sich aber, weil die Qualität der Produkte höher ist und ich mich beim Einkauf besser fühle“, sagt Brunner.

Tribus stimmte Brunner zu, und fügte hinzu, dass sie viele Stammkunden habe, die in ihrem Geschäft einkaufen, auch wenn sie nicht in Naturns leben, wo sich Unverpockt befindet.

Rosa stellte fest, dass vor allem junge Erwachsene, Familien und sogar Jugendliche sich des Plastikmüllproblems und der angebotenen Alternativen bewusst sind, während die ältere Generation den Schritt weg von traditionell verpackten Lebensmitteln eher ablehnt. Dennoch ist sie optimistisch, dass die Alternativen zu herkömmlichen Geschäften den Konsum der Menschen verändern können, und freut sich, bereits dazu beigetragen zu haben. „Zusammen und mit Geduld können wir ein kostbareres und respektvolleres Leben für alle schaffen“, sagte sie.

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